Ja, das ist auf den ersten Blick verwirrend, dass die Millisekundenpulsare trotz ihrer hohen Frequenz ein wesentlich schwächeres Magnetfeld aufweisen (typischerweise 10^4 Tesla). Noch verblüffender ist die Tatsache, dass sie wesentlich älter sind als ihre langsam drehenden Verwandten.
Plausibel wird dies erst, wenn man sich damit befasst, wie Millipulsare entstehen. Der weit überwiegende Anteil ist in Doppelsternsystemen entstanden. Ein alter, verlangsamter, nahezu erloschener Pulsar erhält durch einen Begleitstern eine zweite Chance. Durch Materieakkretion erhöht sich die Rotation stetig. Wird der Begleiter langfristig völlig desintegriert, spricht man von Schwarze-Witwe-Pulsare. Entscheidend ist für unsere Frage dabei, dass eine Akkretion das Magnetfeld nicht ansteigen lässt wie der Kollaps eines gewaltigen Vorgängersterns zu einer wenige Kilometer großen Kugel (Erhaltung der magnetischen Flußdichte).
Die Frage, welcher Pulsar hat ein schwaches und welcher ein starkes Magnetfeld, lautet also eigentlich: Welcher hat durch Akkretion beschleunigt und welcher durch den Pirouetten-Effekt beim Kollaps eines Vorläufersterns. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, aus einer bestimmten Klasse Weißer Zwerge, die neben Sauerstoff auch Neon und Magnesium enthalten, beim Überschreiten der Chandrasekhar-Grenze einen Millisekundenpulsar zu basteln.
Danke für die Frage - hätte ich im Video besser dazu sagen sollen - zumindest werde ich den Gedankengang ins Buch aufnehmen.