Harold C. Urey mag heute als Nobelpreisträger (1934 für die Entdeckung von Deuterium) und durch dieses Experiment mit Stanley Miller bekannt sein, doch gibt es auch einen Effekt, der nach ihm benannt ist (Urey-Effekt) und zur Erklärung der Sauerstoffatmosphäre auf der Erde herangezogen wird. Dabei handelt es sich um einen kybernetischen, also selbstregulatorischen Kreislauf. Also eine Art "unsichtbare Hand" für die Erdatmosphäre.
Bei Kybernetik fällt mir Karl Steinbuch ein, der meinte, das menschliche Gehirn sei in erster Linie nicht dazu geschaffen, rationale Denkprozesse zu veranstalten, sondern um das Überleben eines Organismus zu bewirken. Allerdings gibt es auch Menschen, deren Gehirne rational verstehen, dass die derzeitige Methode der Überlebenssicherung zur Zerstörung der Umwelt führt und damit letztlich zum Entzug der Lebensgrundlage. Das ist dann schon eher ironisch.
Und bei der "unsichtbaren Hand" kommt einem Adam Smith mit seiner Wirtschaftslehre in den Sinn, sowie das Nash-Gleichgewicht (John Nash) oder die RICH-Ökonomie (Rising Income through Cybernetic Homeostasis - Robert Anton Wilson, nicht zu verwechseln mit Robert Woodrow Wilson, dem Finder der kosmischen Hintergrundstrahlung). In dieser RICH-Ökonomie wird Aristoteles erwähnt, der meinte, die Sklaverei würde dann abgeschafft, wenn es "sich selbst programmierbare Maschinen" geben wird. Das haben wir heute eigentlich, wobei Wilson meinte, dass die Umsetzung dieser Ökonomie schwierig würde.
Soll heißen: wenn wir das Verständnis natürlicher Regelungsautomatismen wie den Urey-Effekt auf andere Problemfelder (z.B. wirtschaftliche) übertragen, kann das zur Lösung dieser beitragen. Es mangelt offenbar nicht an Ideen und Ansätzen, sondern am Willen, weil das menschliche Gehirn lieber an bewährten Überlebensstrategien festhält, statt Neues zu versuchen, obwohl bekannt ist, dass es so (für den Menschen) nicht weitergehen kann.