Synthetischer Kollektivismus im 22 Jahrhundert
Wäre es nicht gut, wenn jeder Mensch, jederzeit direkten Zugriff auf das globale Netz hätte? Ich meine, warum noch googlen und lästig irgendwas eintippen, wenn grundsätzlich ein Gedanke zur Erlangung der gewünschten Information reicht?
Was gut ist, das kommt!
Wir haben jetzt bereits die nötige Infrastruktur sowie die entsprechenden Technologien, zumindest rudimentär, entwickelt.
Soll heißen, quasi jeder trägt den Schlüssel zum WWW in der Tasche. Es werden Prothesen gesteuert mit Kraft der Gedanken. Das Computer-Brain-Interface existiert bereits. In naher Zukunft (~50 Jahre) werden wir Informationen direkt aus dem Netz ins Gehirn laden können.
Ich erwarte eine Entwicklung ähnlich der Social-Media-Revolution, die bereits erste Anzeichen eines Kollektivismus zeigt, mit Einschränkung der Privatsphäre, wie sie es vor wenigen Jahren kaum jemand für sinnvoll gehalten hätte. Was Anfangs noch ein Einloggen ins "Kollektiv" ist, wird später ein permanentes Online-Sein werden. Es wird ein mehr oder weniger eingeschränkter Gedanken-Stream ins globale Netz stattfinden. Das wird zu mehr gegenseitigem Verständnis führen, Ängste und Sorgen werden geteilt, genau wie Ideen, Wünsche und Freude (vllt sogar als "echte" Emotion). So wie wir heute von klein auf lernen, unserem gegenüber nicht ins Gesicht zu sagen, was uns an ihm nicht gefällt, so wird in Zukunft schon jeder Gedanke in diese Richtung aussterben. Man wird die Subjektivität erkennen, die Stärken der anderen zu schätzen lernen, ohne sich an konstruierten Vorurteilen zu messen. Wir sind am Ende alle gleich, jeder hat gute und schlechte Seiten. Dieser Entwicklungsprozess wird schleichend sein, in 100 Jahren wird sich über Generationen die "Einstellung" geändert haben, die Verbindung wird immer offener.
Aus heutiger Sicht ein drastischer Eingriff in den persönlichen Raum, legitimiert allerdings durch zunehmenden Anspruch permanent im Informationsfluss zu stehen. Das Individuum stirbt aus, es lebe das Kollektiv! Ausreißer wird man sich nicht leisten können, es wird nötig sein, an einem Strang zu (hängen) ziehen, um die großen Probleme zu lösen, den Haufen unter Kontrolle zu halten. Sei es der Bezahldienst, das Rufen autonomer Fahrzeuge oder die Erfassung von Krankendaten usw...Wir werden zur (Handy)nummer. Es wird kaum mehr möglich sein, sich diesem System zu entziehen, wenn man noch am Leben teilhaben möchte. Es wird Einfluss genommen werden auf (gedankliche) Fehlentwicklung, Probleme werden frühzeitig erkannt.
Das Kollektiv, der Think-Tank! Wo jeder seinen Platz erkennt und einnimmt.
Klingt alles nach Alptraum? Ja, aus heutiger Sicht mit dem Anspruch auf Individualität mag das erschreckend sein, aber wenn sich das schleichend entwickelt, wirds kaum jemand mehr stören, vllt nimmt man es garnicht mehr wahr, so läuft das eben.....Wir sind schon mittendrin!
Etwas plakativ ausgedrückt:
Hätte man dem Steinzeitmensch gesagt, in Zukunft kannste nicht mehr jedem deine Keule übern Kopf ziehen, wenn er dir nicht gefällt, hätte dieser geantwortet: Son Blödsinn, eine derartige Einschränkung unserer Freiheit, da macht doch keiner mit!